Während die Bände 1–3 primär auf die Praktische Theologie und einzelne ihrer Forschungsfelder ausgerichtet waren, präsentiert der vorliegende Band "Glaube und Lebenswelt" solche Beiträge, die generell auf Herausforderungen eines zeitgenössischen Christentums bezogen sind.
Haendler wendet sich an eine breite Öffentlichkeit und greift Fragen auf, die die christliche Existenz unter den Bedingungen der Spätmoderne betreffen. In den Schriften über den Zusammenhang von "Denken und Glauben", über die Bedeutung der "Meditation als Lebenspraxis", über Vertrauensbildung oder die pädagogische Dimension des Kirchenjahres usw. kommt Haendlers tiefenpsychologische Fachkompetenz voll zur Geltung und verdeutlicht ganz nebenbei den Gewinn interdisziplinärer Argumentation.
"Die Weltzugewandtheit des Christentums fordert in der Gegenwart vor allem Offensein für Moderne und Nachmoderne. […] Die traditionelle kirchliche Neigung zur Identifizierung des gesunden und beglückenden Selbstgefühls mit dem ‚bösen Willen‘ oder dem ‚Eigenwillen‘, der ‚gebrochen‘ werden muss, wirkt noch heute verhängnisvoll nach. Man übersieht dabei, dass das Selbstwertgefühl nicht nur beglückend, sondern immer zugleich bedroht ist, nicht nur befreiend wirkt, sondern immer zugleich verpflichtend ist."
Otto Haendler: Zwischen Glaube und Unglaube (1966)
"Der Glaube ist für Otto Haendler ganz entgegen dem theologischen Zeitgeist der 20er und 30er Jahre nicht eine Beugung des Menschen vor der Macht und Majestät Gottes, sondern der von Gott dem Menschen eröffnete Weg zu rechtem, echtem Menschsein."
Hans-Hinrich Jenssen im Evangelischen Pfarrerblatt (1970)