Grundlagen der Religionspsychologie

Die weit verzweigte religions­psycho­logische Forschung und die Vielzahl ihrer Einzel­ergeb­nisse verlangt zunehmend nach Zusam­men­schau und Überblick. Dieser Auf­gabe stellten sich bisher enzy­klopädische Übersich­ten, his­torische Essays, Beschrei­bungen der Arbeits­felder und Ein­führungen in die Methoden empirischer Verfahren. Dieses Projekt geht einen anderen Weg. Es versucht, hinter die Kulissen psycholo­gischer Theorie­bildung zu schauen und die philosophi­schen Voraus­setzungen zu erhe­ben, die jeweils das Menschen- und Religionsverständnis, aber auch die empirische Methodolo­gie bestim­men. Die Forderung an die Psy­cho­logie und die Reli­gi­ons­psychologie, ihre impliziten Prä­missen offen zu legen, ist beinahe so alt wie die beiden Disziplinen selbst es sind, und wird im­mer noch erhoben. Das Projekt nimmt diese Heraus­forderung an und versteht sich daher auch, unabhän­gig vom Thema Religion, als eine Einführung in die Grundlagen der Psychologie. Material dazu bietet eine paradigmatische Auswahl von Positionen, die geeignet sind, die immer wiederkehrenden Prob­leme und Fragen dieser jungen Wissenschaft aufzuzeigen. Daher liegt der Fokus des Projektes auf denjenigen Persönlichkeiten, die in diesem Fach innovativ waren und Konzepte mit nachhaltiger Wirkung entwickelt haben. Dabei werden die fließenden Grenzen zwischen Psychologie und Religi­onspsychologie deutlich, denn keiner der Pioniere der Psychologie kam am Thema Religion vorbei. So versteht sich dieses Projekt als wissenschaftstheoretischer Beitrag zur Methodologie und damit zur Grundlagenforschung.

Dieses Projekt knüpft auch an eine abgebrochene Tradition an der Wiener Evangelisch-Theologi­schen Fakultät an, an der Prof. Karl Beth, 1906 aus Berlin berufen und 1938 zur Emigration in die USA gezwungen, die Religionspsychologie betrieb. 1922 gründete er die "Internationale Religionspsy­chologische Gesellschaft" mit einem angeschlossenen "Forschungsinstitut für Religionspsychologie", das Wissenschaftler aus aller Welt zusammenführte (z.B. C.G. Jung und E.D. Starbuck).

Das Projekt wurde abgeschlossen und ist unter dem Titel "Grundlagen der Religionspsychologie. Modelle und Methoden" im Herbst 2005 im Verlag Vandenhoeck&Ruprecht in Göttingen als UTB-Studienbuch (2528) erschienen.

Summary

This project deals with the question of conceptualization and function of religion in empirical and non-empirical psychological positions. It examines various often hidden philosophical premises in order to contribute to main questions of epistemology.The project also resumes an interrupted tradition of the Protestant Faculty in Vienna, where Professor Karl Beth, forced to emigrate in 1938, worked in the field of psychology of religion.